Beitrag von Darius Menzi, Juni 2022

🎙️Interview mit unserem CEO, Tobias

Inmitten in der schönen Berner Innenstadt, nicht weit vom Käfigturm liegt unser Backup ONE Office. Bei einem Kaffee unterhielt ich mich dort mit Tobias Undeutsch über seinen Geschäftsalltag, die Zukunftspläne von Backup ONE und sein Privatleben.

Tobias Undeutsch
STECKBRIEF
🙋🏻‍♂️ Name: Tobias Undeutsch
👴🏼 Alter:35
👨🏻‍💼 Position:CEO
🍸 Lieblingsdrink: Espresso Martini
🎶 Musikstil: Elektronische Musik

Darius: Tobi, wann und wie beginnt Dein Tag?

Tobi: Relativ früh am Morgen. Mein Wecker klingelt normalerweise kurz nach 05:00 oder kurz vor 06:00, je nach dem, ob ich im Home-Office arbeite, Termine habe oder ins Büro nach Bern fahre. Anschliessend Anziehen, Duschen, Kaffee und los. Viel Zeit für anderes bleibt nicht, mein Morgen ist bis auf die Minute durchgeplant vom Aufstehen bis zum Einstieg in den Zug.

Darius: Erzähl mir etwas mehr von Deinem Arbeitsweg.

Tobi: Ich fahre eigentlich ausschliesslich Zug resp. ÖV. Erst nehme ich die S-Bahn von Zürich Altstetten bis HB, da lese ich meistens den Tagesanzeiger oder die Republik. Anschliessend steige ich in den Zug nach Bern um, hole mein Notebook aus meinem Rucksack und beginne mit der Arbeit. Heisst konkret: Mailbox auf den neusten Stand bringen. Was ich wiederum nie mache: Jegliche Arbeit, die mit sensiblen Daten zu tun hat. Ich benutze zwar einen Privacy Screen, aber trotzdem: Einloggen oder Aufbau von Verbindungen in heikle Systeme sind ein klares No-Go. Ich arbeite nur an den Dingen, die notfalls der Sitznachbar auch sehen dürfte.  

Es kommt nicht selten vor, dass ich dadurch 2x am Tag auswärts esse. Zum Lunch oft mit Partnern oder Kundschaft und am Abend an einem Event oder ebenfalls mit Kundschaft oder Partnern.

Darius: Als „Bärner“, wie hats Dich nach Zürich verschlagen, während wir hier gerade an der Marktgasse 50 in Bern sitzen?

Tobi: Naja «Bärner». Ich bin ja gebürtiger Münchner und mit meiner Familie mit 6 Jahren in die Schweiz gekommen. Aufgewachsen bin ich in der Stadt Bern und habe auch nach dem Auszug aus dem Elternhaus immer in verschiedenen Quartieren der Stadt gewohnt. Irgendwann war mir dann nach einem Tapetenwechsel. Meine damalige Partnerin wohnte in Zürich und deshalb war es naheliegend von Bern nach Zürich zu ziehen. In Bern lebte ich damals in einer WG zusammen mit meinem Bruder. Er hatte zu der Zeit gerade einen Job in Zürich begonnen und deshalb haben wir entschieden, die WG nach Zürich zu verlegen. Mittlerweile lebe ich in Zürich, allerdings nicht mehr in einer WG, dafür aber mit meiner Frau zusammen. Ich finde die Lebensqualität in Zürich top und trotzdem möchte ich Bern nicht missen. Ich habe beides, einerseits pflege ich meine Freundschaften in Bern, da ich arbeitsbedingt sowieso sehr viel hier bin und andererseits geniesse ich die erwähnte Lebensqualität in Zürich.

Darius: Wie sieht ein normaler Arbeitstag aus?

Tobi: Einen normalen Arbeitstag gibt es eigentlich selten. Meistens beinhaltet mein Arbeitstag unter anderem einige Meetings mit Mitarbeitenden, Partnern oder Kundschaft. Es kommt nicht selten vor, dass ich dadurch 2x am Tag auswärts esse. Zum Lunch oft mit Partnern oder Kundschaft und am Abend an einem Event oder ebenfalls mit Kundschaft oder Partnern. Mir gefällt das ziemlich gut. Meiner Frau weniger (lacht).

Privatleben ist trotzdem wichtig, daher ist mir das Wochenende mittlerweile «heilig». Das heisst: keine Meetings, keine Arbeit. Das Einzige was ich mache, ist am Sonntagabend in die Mailbox schauen, um zu sehen, was mich kommende Woche erwartet. Im Gegensatz zu früher funktioniert es mittlerweile sehr gut mal ein oder mehrere Tage nicht in die geschäftlichen E-Mails etc. reinzuschauen.

Neben den Meetings arbeite ich selbst auch immer noch zum Grossteil technisch. Das ist etwas, das ich auch unbedingt beibehalten möchte. Bedeuten tut das nichts anderes, als dass ich eine Konsole offen habe und auf einem Linux-System arbeite. Vielfach leite ich Projekte resp. Installationen bei Kunden, was viel Kommunikation mit der Kundschaft bedeutet. Von der Beantwortung von RFPs bis hin zur Planung der effektiven Installation und Migration. Zusammenfassend: Ein normaler Tag, wenn man das so nennen kann, besteht aus E-Mails, Calls, Meetings, Treffen von Kundschaft und Partnern und technischer Arbeit.

Darius: Was war Dein erster IT-Touchpoint in Deinem Leben und was hat Dich dazu bewegt, darauf aufbauen zu wollen?

Tobi: Mein Vater hat damals ein Commodore 64 gekauft. Ich war 14 Jahre alt und habe überhaupt nicht verstanden was es damit auf sich hat. Ich bin dann in eine Bibliothek gegangen, habe mir ein Buch ausgeliehen und mir das Programmieren beigebracht. Und nein, gegoogelt wurde damals noch gar nichts (lacht)! Nach einiger Zeit konnte ich den Commodore 64 besser bedienen als mein Vater selbst. Sehr zu meiner und weniger zu seiner Freude natürlich.

Alles in allem habe ich mich aber ab dem Zeitpunkt angefangen für die Informatik zu begeistern.

Commodore 64
Commodore 64

Darius: Zu Backup ONE: wie fühlst Du Dich nach 7 Jahren Firmengeschichte, 7 Jahren als CEO? Würdest Du alles nochmal genau gleich machen?

Tobi: Nein, ich würde nicht alles gleich machen und hoffe, dass das kein Unternehmer machen würde, der ein Unternehmen aufgebaut hat. Wir, also Florin, Christian und ich haben das Unternehmen gegründet und wir alle hatten damals bereits Erfahrungen im Bereich Unternehmensgründung. Für niemanden war Backup ONE der Startschuss ins Unternehmertum. Das brachte viele Vorteile mit sich, da man nicht bei 0 anfangen musste. Wir waren damals alle im Projektgeschäft tätig und brachten entsprechende Erfahrungen mit. Trotzdem gab es markante Änderungen für uns. Denn das Projektgeschäft, wie wir es kannten läuft in etwa so ab, dass es ein Projekt gibt, man gibt Vollgas, schliesst ab und dann ist einem langweilig, weil man während des laufenden Projektes zu wenig Zeit dafür hatte, ein nächstes Projekt zu planen oder entsprechende Aufträge einzuholen. Backup ONE ist im Subscription-Business. Wenn man die beiden Modelle vergleicht, ist das Subscription-Business eher träge und langsam, jedoch kontinuierlich und nachhaltig wachsend. In dem Business, in dem wir uns befinden spürt man daher das gesunde Wachstum der Firma, was ich persönlich bevorzuge. Der Nachteil, bei dem von Backup ONE gelebten Modell ist: Wenn man damit anfängt, also eine Unternehmung gründet, arbeitet man hunderte von Stunden und irgendwann kommt der erste Sale für CHF 7.95. Ein eher ernüchternder Stundenansatz für alle Beteiligten zu diesem Zeitpunkt.

Um nochmals auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: Nein, würde ich nicht. Wenn wir all die Dinge, die wir neu dazugelernt haben, von Anfang an bereits gewusst hätten, dann wären wir wohl 2 Jahre schneller an dem Punkt gewesen, an dem wir uns jetzt befinden. Und ich spreche nicht von den Dingen, die in Büchern stehen, sondern denen, die man auf dem Weg als junger Unternehmer erst sieht, wenn man genau davorsteht.

Darius: Was würdest Du als die grösste Herausforderung anschauen, vor der Backup ONE aktuell steht?

Tobi: 1. Risk-Management. Wir müssen Aufgaben, die teilweise von einer Person erledigt werden, auf mehrere Personen verteilen können. Unser Ansatz hier ist, dass jeder in seinem Bereich Skills hat und diese ins Unternehmen einbringt. Die Idee ist nun, dass eine andere Person im Unternehmen mind. 70% des Wissens der Person abdeckt, die die Position aktuell besetzt. Somit kann die Person bei Krankheitsausfall, unbezahltem Urlaub etc. mit überschaubarem Aufwand ersetzt werden, ohne dass das Daily-Business schaden davonträgt. Jeder soll ersetzbar sein, das ist aber nicht im negativen Sinne zu verstehen und gilt selbstverständlich auch für mich. Nur weil jemand ersetzbar ist, heisst das nicht, dass wir die Person nicht brauchen, im Gegenteil, es geht vielmehr darum, dass wir als Unternehmen flexibler agieren können. Die Vorteile des Mitarbeitenden überwiegen hier ebenfalls, gerade wenn es zum Beispiel um Sabbaticals, grössere Reisen oder verlängerten Mutter- Vaterschaftsurlaub etc. geht, möchten wir als Arbeitgeber gleiche Möglichkeiten wie Grossfirmen bieten können und das ist der Weg, den wir verfolgen, um dies umzusetzen und voranzutreiben.

2. Fachkräftemangel. Ich habe manchmal das Gefühl, dass mittlerweile jeder, der ein Keyboard richtig halten kann, einen Job in der Informatik bekommt. Nicht unbedingt sehr sinnvoll, wenn es um Arbeitsqualität geht. Es gibt aber auch das genaue Gegenteil, nur sind solche Mitarbeitende immer schwieriger zu finden, das ist jedenfalls mein aktueller Eindruck.

Darius: Was waren Deine bisherigen Highlights im Jahr 2022?

Tobi: Wir hatten dieses Jahr bereits sehr interessante Möglichkeiten bei öffentlichen Ausschreibungen mitzumachen. Aktuell nehmen Teilnahmen an Ausschreibungen stark zu. Man merkt auch zunehmend, dass man uns am Markt wahrnimmt und immer mehr Menschen in der Branche wissen, wer Backup ONE ist und was wir tun. Das ist ein sehr schönes Gefühl und zeigt auch, dass wir viele Dinge richtig und mit viel Hingabe tun.

Darius: Apropos schönes Gefühl, Du hast mir Deinen Steckbrief fürs heutige Interview ausgefüllt. Dort steht, dass Du Espresso Martinis magst?

Tobi: Richtig.

Darius: Ich auch. Wie kriegst du das Schäumchen hin? Daran sollen ja viele scheitern.

Tobi (lachend): Was das hier wieder für einen Eindruck hinterlässt...

Also: wichtig ist erstmal, dass der Espresso, den man verwendet warm und frisch ist. Wenn alle Teile des Drinks inkl. genügend Eiswürfel, die den Drink später kühlen, im Shaker sind, darf dieser nicht allzu sehr gefüllt sein. Dann: «Shake the hell out of it»! Man muss wirklich gut und lange «shaken», dann klappts auch mit dem Schäumchen. Dann die drei Kaffeebohnen auf dem Schaum platzieren und fertig ist der Espresso Martini.

Tobi’s Rezept für 2 Espresso Martini:

  • 2 Teile Kahlúa
  • 2 Espresso
  • 3 Teile Vodka
Espresso Martini by Tobi
Espresso Martini by Tobi

Darius: Was sind Eure langfristigen Ziele mit Backup ONE? Wo wollt Ihr hin? Wie sieht die Roadmap aus?

Tobi: Mit der Übernahme der Informatio GmbH konnten wir uns deutlich breiter und diversifizierter aufstellen und dadurch neu auch einen grossen Teil des Storage-Umfeld abdecken. Dort sind weitere Schritte geplant. Wir möchten zukünftig das komplette Dell EMC Storage Produktportfolio abdecken, die Zertifizierungen dafür haben wir bereits erstanden. Im Backup und Disaster Recovery Umfeld sind wir noch lange nicht da, wo wir einmal hinmöchten. Wir befinden uns in einem Wachstumsmarkt. In diesem gibt es zwar einige Mitbewerber, aber auf Grund des schnellen Wachstums, tun wir uns meiner Meinung nach noch nicht gegenseitig «weh». Dies wird bestimmt noch die nächsten 5 Jahre so weitergehen, bis es zu einem Verdrängungsmarkt kommen könnte.

Der Cyber Security Markt ist meiner Ansicht nach noch ganz am Anfang. Die Menschen werden immer mehr auf das Thema aufmerksam und dadurch sensibler. Da sehen wir noch extrem viel Potenzial. Wir sehen es intern selbst, wie das Ganze grösser wird und wächst. Aktuell sind wir 10 Personen bei Backup ONE. Im Sommer starten 2 weitere Mitarbeitende. Weitere 2 Stellen könnten nach aktuellem Stand auf Herbst 2022 oder Anfangs 2023 ausgeschrieben werden. Wir sind uns ziemlich sicher, dass dies in der Grössenordnung weitergehen wird in den nächsten paar Jahren.  

Darius: Backup ONE ist seit kurzem ISO-9001 zertifiziert, wie und warum kam es dazu?

Tobi: Wir haben ein IMS (Integriertes Management System) auf Basis von ELIZA aufgebaut. Das Berner Startup hat eine sehr coole IMS/QMS Software entwickelt. Es gelang uns dadurch, mehrere Tools wie z. B. das Zeiterfassungssystem abzulösen und auf neuer und vor allem qualitativ hochwertigeren Basis einen Mehrwert für unsere Mitarbeitenden und uns selbst zu schaffen. Die Idee, uns selbst ISO-9001 zertifizieren zu lassen, existiert schon länger und mit der Übernahme und Integration der Informatio GmbH hat sich herauskristallisiert, dass nun der optimale Zeitpunkt dafür ist. Wir wollten generell ein IMS schaffen, dass ein Asset für die Firma darstellt und dies ist uns meiner Meinung nach gelungen. Das heisst, es bietet einen echten Mehrwert für alle Mitarbeitenden und dies in vielerlei Hinsicht. Beispielsweise können Projekte dort bearbeitet oder auch, wie bereits erwähnt, die Arbeitszeit erfasst werden. Die Zertifizierung verschafft einem aber auch einen Vorteil am Markt, gerade bei Ausschreibungen sind ISO-Zertifizierungen immer sehr beliebt. Zwar häufig nicht als «Must-have» Kriterium, nichtsdestotrotz aber ist es schön, wenn man gar nicht lange überlegen muss, sondern die Zertifizierung einfach vorweisen kann.

Darius: Was kommt nach der ISO-9001?

Tobi: Aktuell sind wir an der ISO-14001 Zertifizierung dran, also Umweltmanagement. Dies war eine konkrete Kundenanforderung, die wir jetzt umsetzen. Wir sind ohnehin ein sehr umweltbewusstes Unternehmen. Co2-neutral, nur erneuerbare Energien, wir probieren den Materialverbrauch so gering wie möglich zu halten Hardware wird vor dem Einkauf auf Energieeffizienz geprüft usw. Wenn wir geschäftlich unterwegs sind, fahren wir grundsätzlich nur mit dem ÖV. Natürlich gibt es auch da Ausnahmen, diese und alle weiteren Emissionen werden über die Stiftung myclimate kompensiert. Die ISO-14001 kommt daher sehr gelegen für uns.

Im Anschluss, voraussichtlich im Jahr 2023, werden wir die ISO-27001 in Angriff nehmen. Diese gilt im IT-Security Umfeld als wohl wichtigste Zertifizierung. Wir sind zudem aktuell bereits Träger des CyberSeals. Das Zertifikat wird von der Allianz Digitale Sicherheit Schweiz vergeben und zeichnet IT-Dienstleister aus, die geeignete technische und organisatorische Massnahmen für KMUs zum Schutz vor Cyberrisiken gewährleisten.

Darius: Was war Deiner Meinung nach das bisher spannendste Projekt, das Backup ONE umgesetzt hat?

Tobi: Technisch ganz klar der Aufbau unserer Backup ONE Swiss Cloud, auf der all unsere Services laufen. Interessant war es deshalb, weil wir hier von Storage-Systemen im Multi-Petabyte Bereich sprechen. Also Dimensionen, die ich selbst früher als externer Mitarbeiter für grosse Unternehmen nur selten zu Gesicht bekam. Der Aufbau war sehr aufregend und vor allem zu wissen, dass dies die Grundlage für Backup ONE und deren Existenz ist, macht uns sehr stolz.

Aus organisatorischer Sicht würde ich sagen, dass der Aufbau des IMS wahrscheinlich am spannendsten war. Das Dokumentieren der ganzen Prozesse und damit aus Sicht der Unternehmensentwicklung wirklich wichtige Meilensteine zu legen, war eine grossartige Erfahrung. Damit ist es aber auch nicht getan, alles entwickelt sich stetig weiter, wird optimiert und kontinuierlich verbessert.

Darius: Herzlichen Dank für Deine Zeit und für die privaten, sowie geschäftlichen Einblicke!

Tobi: Ebenfalls danke!